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Artikel: Interview mit Elisabeth Motsch: Die Beziehung zwischen äusserer Wahrnehmung und interner Kompetenz und warum das Aussehen eine Rolle spielt

Interview with Elisabeth Motsch: The relationship between external perceptions and internal competencies and why looks do matter

Interview mit Elisabeth Motsch: Die Beziehung zwischen äusserer Wahrnehmung und interner Kompetenz und warum das Aussehen eine Rolle spielt

Wir sprechen mit Stilexpertin Elisabeth Motsch über äussere Wahrnehmung, interne Kompetenz und warum das Aussehen eine Rolle spielt
Elisabeth Motsch

Plakativ gesagt: Kompetenzen sollten doch wichtiger sein als mein Aussehen. Was sagen Sie dazu?

Es wäre wünschenswert, andere nicht mehr danach zu beurteilen, wie sie sich kleiden, sondern nur mehr nach ihrem persönlichen Charakter. Obwohl so eine Idee lobenswert wäre, ist die Realität eine ganz andere. Wir beurteilen andere in 130 Millisekunden, bewusst oder unbewusst, basierend auf ihrer Kleidung.

Eine neue Studie der Princeton University zeigt, dass die Wahrnehmung von Kompetenz mit der Kleidung zusammenhängt. Die Wissenschaftler kamen in neun verschiedenen Studien zum gleichen Ergebnis: Menschen, die sich besser kleiden, wurden als kompetenter angesehen. In jeder einzelnen Studie kam es zum gleichen Ergebnis: Selbst, wenn die Probanden in unterschiedlicher Kleidung gezeigt wurden, wurden diejenigen, die schöne Kleidung trugen, als kompetenter eingestuft als jene in einem einfachen T-Shirt.

Styling- und Etikette sind zwei Schlagwörter, die ins Auge fallen, wenn man sich mit Ihnen beschäftigt. Für alle die, die zum ersten Mal auf Sie und Ihre Profession treffen, 3 klassische Eingangsfragen: Wer sind Sie? Was machen Sie? Wie kamen Sie zu dem, was Sie tun?

Als Stil und Image-Expertin zeige ich Menschen, wie sie ihre Persönlichkeit authentisch und business-like kleiden, um selbstbewusst und überzeugend zu wirken. Als Umgangsformen-Expertin gebe ich ihnen auf dem gesellschaftlichen Parkett Sicherheit im Umgang mit Menschen. Schon in jungen Jahren interessierte ich mich für den stilvollen Auftritt. Durch meine vielen Auslandsaufenthalte, die durch viel Unsicherheit mit meinem Kleiderstil und Auftreten geprägt war, wuchs in mir der Wunsch alles zu lernen, um mich authentisch und stilsicher zu kleiden. Meine zahlreichen Ausbildungen führten mich unter anderem nach Mailand und London, wo ich mir heute noch regelmässig meine Anregungen hole. Mit Wertschätzung, Hingabe und Empathie lebe ich meine Leidenschaft, für jeden sein Stilkonzept, passend zu seiner Stil-DNA zu erstellen.

In Ihren Büchern beschäftigen Sie sich viel mit der Aussenwahrnehmung. Welchen Stellenwert hat Kleidung im beruflichen Kontext?

Ein Teil der Gründe, warum wir uns zu bestimmten Anlässen für bestimmte Outfits entscheiden, liegt darin, dass wir bewusst oder unbewusst erkennen, dass unsere Kleidung Einfluss darauf hat, wie wir uns fühlen, handeln und mit anderen interagieren. Tatsächlich gibt es umfangreiche Untersuchungen, die zeigen, dass unser professioneller Stil und unsere Kleidung die Wahrnehmung anderer über unser Bildungsniveau, unsere Führungsqualitäten und unsere Fähigkeit, eine Arbeit zu erledigen, beeinflussen können.

Kleidung kann dazu dienen, eine Identität zu schaffen. Die Kleidung kann auch die bestehende Identität verstärken und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Festlegung eines beruflichen Status. In kreativen Berufen gibt es nur minimale oder gar keine Vorschriften. Die strengsten Kleiderregeln gibt es in konservativen Berufen wie Banken oder Versicherungen. Doch auch dort weicht der strenge Dresscode immer mehr auf, was zur Folge hat, dass die Professionalität leidet, wenn die Kleidung allzu leger oder nachlässig wird. Mit professioneller Kleidung entsprechend dem Image des Unternehmens, kann Vertrauen geschaffen werden. Im Geschäftsleben ist ein professionelles Erscheinungsbild ein wichtiger Faktor.

Wenn wir einen Schritt weiterdenken, welche Rolle spielt eine passende Handtasche?

Die Handtasche ist ein Style-Statement für uns Frauen. Sie spiegelt den Sinn für Mode, Eleganz und Persönlichkeit einer Frau wider. Seit jeher gelten Handtaschen als Zeichen der Klasse einer Frau. Eine Handtasche muss für sich selbst sprechen: „Ich weiss, was mir steht und diese Tasche entspricht meiner Persönlichkeit und meinem Stil". Jede moderne Frau liebt Handtaschen, am besten eine grosse Sammlung in mehreren Stilrichtungen und Grössen, um für jeden Anlass und Style gewappnet zu sein.

Wonach sollten Frauen ihre Handtasche auswählen? Welche Kriterien gibt es, wo fange ich an?

Das Modell muss uns auf jeden Fall auf den ersten Blick gefallen und zum gewählten Outfit passen. Zum Blumenkleid passt keine strenge geradlinige Tasche und zum strengen Business-Outfit keine verspielte. Dann kommt die Frage nach der Farbe. Sie kann als Farbtupfer eingesetzt werden, oder sich dem Outfit unterordnen. Ich wähle meine berufliche Handtaschenfarbe nach der Business-Garderobe aus. Damit es auch Abwechslung gibt, habe ich eine zweite in einem dezenten Bordeauxrot. Andere wiederum wählen zum Beispiel eine beige oder braune Handtasche, passend zu ihrer Haarfarbe, oder eine grüne, passend zu ihrer Augenfarbe oder Kleiderfarbe. Viele wählen die Taschenfarbe nach der Schuhfarbe aus. Wenn Stil und Farbe passen, muss sie uns im Alltag unterstützen und gute Ordnung bieten. Das heisst, wir lieben eine sehr gute Einteilung, viele kleine Fächer und Unterteilungen, um Ordnung halten zu können. Wir Frauen haben in unserer Tasche so vieles mit, ob wir das immer benötigen, ist eine andere Geschichte, deshalb ist auch die Grösse der Tasche entscheidend. Privat haben wir Taschen in unterschiedlichen Grössen, interessantere Formen und Farben. Die meisten meiner Kundinnen lieben auch im Privaten Taschen mit viel Platz. Nur für bestimmte Anlässe wird sie kleiner gewählt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Handtasche nicht nur ein Accessoire ist, das wir zu unserem Outfit tragen und selbstbewusst zur Schau stellen, sie ist uns eine grosse Hilfe im täglichen Leben. Die Männer beneiden uns darum.

Wie wichtig ist ein guter Stand der Tasche?

Eine Tasche, die aufrecht steht und nicht umfällt, signalisiert psychologisch, dass auch mein Business aufrecht steht und kraftvoll ist. Hingegen wirkt eine lappige Tasche, die sofort umfällt, wenn man sie hinstellt, kraftlos. Deshalb ist es für uns Frauen so wichtig, eine Handtasche zu tragen, die genau diese Kraft ausstrahlt.

“New Work”, Homeoffice-Flexibilität und die wachsende Start-Up Welt - der Business Kontext ist nicht mehr klar abgesteckt. Welchen Einfluss haben diese Bewegungen auf die alltägliche Frage: Was ziehe ich an? (Der klassische Anzug wird in dem Kontext ja nur noch selten gewählt)

Jeder, der in einem Unternehmensumfeld gearbeitet hat, hat die ausgesprochenen und unausgesprochenen Kleidungsregeln am Arbeitsplatz gelernt. Gedämpfte Farben und Stile haben die Erwartungen pflichtbewusst erfüllt, um in der Karriere aufzusteigen – eine Realität, die besonders für Frauen gilt. Aber nachdem wir während der Pandemie zwei Jahre lang schnell einen Blazer über ein T-Shirt und eine Jogginghose geworfen haben und wir im Home-Office via Bildschirm mit der Welt kommunizierten, hat sich unsere Toleranz gegenüber Konformität – und Unbehagen – geändert.

Der Business-Dresscode entwickelt sich weiter in Richtung Lockerheit. Doch die Verwirrung ist gross. Als die Menschen wieder in die Büros zurückkehrten, wussten viele nicht mehr, was nun im beruflichen Umfeld getragen wird und was nicht. Sie fragten sich: „Wie locker ist locker in unserer Branche, darf ich Jeans tragen, ist das T-Shirt nun salonfähig oder bleibt es beim professionellen Business Look?

Die Botschaften der Professionalität haben sich nicht verändert. Bei Besprechungen mit Kunden und Vorgesetzten wird nach wie vor der Kleidungsstil gewählt, der im Büro oder im Kundentermin von Ihnen erwartet wurde und den Werten des Unternehmens entsprechen. Der Kleiderstil hat sich nicht vom strengen Businessstil hin zu einem lässigen Jeansstyle entwickelt, er hat sich nur gelockert vom strengen Business zu Business-Casual mit Blazer und von Business-Casual zu Smart Casual (gehobene Sportlichkeit). Heute wird je nach Anlass entschieden, ob Business, Business-Casual oder Smart Casual der gewünschten Botschaft entsprechen. Es ist immer eine Frage der Branche und der Unternehmensvorgabe. Es gibt Banken, deren Mitarbeiterinnen in Shirt und Jeans am Schalter stehen, weil das vom Unternehmen gewünscht wird. Die Regel ist es nicht. In Start-ups herrscht seit jeher ein lockerer Kleiderstil, sofern es dem Image der Marke entspricht. Wer auf Grenzen und Nuancen, sowie das eigene Unternehmensimage achtet, macht schon viel richtig. Im Zweifel Rücksprache mit der Geschäftsführung halten. Es gilt noch immer: Wer nachlässig gekleidet im Kundentermin erscheint, wirkt nicht professionell, daran hat auch die Pandemie nichts geändert.

In Online-Meetings überzeugend wirken, heute geht es nicht mehr nur darum, auf den gesamten Blick zu punkten, sondern bereits mit rund 50% des Körpers. Welche Tipps haben Sie, in diesem Kontext professionell und sicher aufzutreten?

Wer sich bei Online-Meetings mit Kunden und Vorgesetzten dem Kleidungsstil, der im Kundentermin oder im Büro von einem erwartet wird, anpasst, macht nichts falsch. Ein Blazer in gedeckten dunkleren Tönen und einfarbigen oder dezent gemusterten Blusen, sowie eleganten Blusenshirts, kombiniert mit Hose oder Rock, ist immer gut beraten, wenn es zum Unternehmensimage und der Botschaft passt. Bei Peer-to-Peer-Meetings geht es entspannter zu und auf einen Blazer kann verzichtet werden. Vorsicht mit (gross-)gemusterten Oberteilen, sie lenken vom Gesicht ab und das Gegenüber ist mit dem Muster beschäftigt und nicht mit dem Inhalt, weil das Auge der Aufmerksamkeit folgt. Wer eine bürotaugliche Hose oder Rock trägt, obwohl man sie nicht sieht, kommt nie in Verlegenheit, wenn Sie vor der Kamera aufstehen müssen. Wir haben in den letzten zwei Jahren genug Jogginghosen und Pyjamahosen gesehen. Auf Accessoires sollte nicht vergessen werden, sie sind von Natur aus dekorativ. Sie erfordern ein wenig zusätzlichen Aufwand, aber sie zahlen sich aus. Wer nur eine schlichte Bluse oder Shirt trägt, könnte sagen: „Ich trage das, weil ich muss“, aber fügen Sie ein Accessoires hinzu, vermitteln Sie den Eindruck: „Mir ist mein Aussehen wichtig genug”. Da Zoom normalerweise eine sitzende Angelegenheit ist, ist für uns Frauen Schmuck ein wichtiges Accessoire, er gibt uns den Feinschliff. Sie sagen damit aus: Ich gebe mir Mühe, ich achte auf Details und möchte ein stimmiges Bild von mir vermitteln. Eine Halskette oder Ohrringe sollten nicht dominieren und vom Gesicht ablenken. Denn das Auge folgt der Aufmerksamkeit.

Repräsentation ist nicht nur wichtig, sondern fundamental: Wie viel Raum für Individualität gibt es im klassischen Business Kontext?

Weicht eine Frau zu sehr ab vom gängigen Kleidungsbild, braucht sie mehr Überzeugungskraft, um ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, hat mit Vorurteilen zu kämpfen, was Zeit und Kraft kostet. So manche Tür bleibt geschlossen, die sich mit dem richtigen Erscheinungsbild leichter und schneller öffnen liesse. Die Chance: Die Frau kann sich durch eindeutige Positionierung und Selbstdarstellung zur Marke machen. Entscheidend ist, welche Ziele die Frau erreichen will und mit welchem Kleiderstil dies möglich ist. Empfehlenswert ist, sich bewusst zu machen, ob Kleidung ständig ein Thema sein soll oder der Fokus auf Kompetenzen gelenkt und das Outfit eine attraktive Nebensache sein sollte.

Welche Rolle spielt das Wort Akzeptanz?

Akzeptanz ist die Basis der achtsamen Haltung. Sie ist die Fähigkeit, zu erkennen, dass andere das Recht haben, ihre eigenen einzigartigen Personen zu sein. Das bedeutet, ein Recht auf eigene Gedanken, Meinungen und auch den Kleiderstil zu haben. Das setzt voraus, dass die Gesellschaft sehr reflektiert ist, um andere so zu akzeptieren, wie sie sind. Da Menschen different sind und mit unterschiedlichen Glaubenssätzen aufgewachsen sind, ist es für viele sehr schwierig, andere so zu akzeptieren, wie sie sind. Besonders in Kleiderfragen gibt es die Prägung der sozialen Signale seit Jahrtausenden. Immer schon war die Art der Kleidung, die wir tragen – und die Art der Accessoires, die wir verwenden, eine Aussage über uns, wer wir sind, woher wir kommen, was wir tun und wie wir über uns selbst und andere denken.

Kostümbildner in der ganzen Welt wissen, dass sie jeden Darsteller so kleiden müssen, dass er seiner Rolle gerecht wird, um akzeptiert zu werden. Sogar Farben werden nach der Rolle ausgewählt. Ein starker Charaktertyp wird nie in sanften Farben gekleidet und umgekehrt. Deshalb kann die Wahl der Kleidung den Eindruck, den sie vermittelt, stark beeinflussen und ist daher ein starkes Kommunikationsmittel, um akzeptiert zu werden. 
Das gilt auch für Unternehmen. Mitarbeiter repräsentieren ihr Unternehmen in jeder Hinsicht, sei es durch eine bestimmte Arbeitsmoral oder durch ein bestimmtes Erscheinungsbild. Obwohl sie es vorziehen, nach ihrer Intelligenz und Erfahrung beurteilt zu werden, werden sie auch nach ihrem Stil und ihrer Kleidung bewertet.

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