Strong Voices Interview #22: Magdalena Rogl - Autorin und Diversity & Inclusion Lead Microsoft
ÜBER MAGDALENA:
"Behandelt euch selbst als genau das, was ihr seid: Der wichtigste Mensch in eurem Leben!" - Magdalena Rogl
UNSERE FRAGEN:
Was treibt dich an?
Empathie, Verantwortung, Optimismus – das sind im Moment die Werte, dir mir am meisten Orientierung geben und mich auch antreiben. Ich wünsche mir, dass wir Empathie als Skill trainieren und wertschätzen, dass wir alle Verantwortung für uns und unsere Gesellschaft übernehmen und dass wir optimistisch an die Herausforderungen unserer Zeit herangehen.
Mutter, Autorin, Speakerin, Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft, ehrenamtliche Helferin: Was hilft dir dabei, alles unter einen Hut zu bekommen? Hast du irgendwelche Hacks, die dir dabei helfen?
Ich glaube nach aussen sehen die Leben von anderen Menschen immer viel beeindruckender aus, als sie es vielleicht wirklich sind 😉
Was mir am meisten geholfen hat, war ganz sicher das Chaos zu akzeptieren und mich vom Perfektionismus zu verabschieden. Ich dachte lange Zeit, ich muss alles zu 100% hinkriegen, weil uns das ja oft gesellschaftlich so suggeriert wird. Aber wir alle haben eben nur 100% zur Verfügung.
Das Ehrenamt hilft mir tatsächlich gerade in extrem stressigen Phasen sehr. Es hilft mir mich zu erde und mich selbst daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist. Ausserdem macht es nachweislich glücklich, wenn wir anderen helfen, deshalb bin ich sehr dankbar, das machen zu können.
In einem Interview sagst du “Me-Time hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern wirklich mit Verantwortung.” Und ich stimme dir SO zu, dass man sich auch um sich kümmern muss, um für andere da sein zu können. Wie stellst du deine Me-Time sicher? Und hast du einen Rat für Frauen, denen es vielleicht nicht so leicht fällt?
Ja, ich glaube das fällt uns oft sehr schwer. Aber wir alle kennen den Sicherheitshinweis im Flugzeug: Erst selbst die Sauerstoffmaske nehmen, bevor wir anderen dabei helfen.
Mit keinem Menschen haben wir eine längere und intensivere Beziehung als mit uns selbst und deshalb sollten wir uns als genau das behandeln, was wir sind: Der wichtigste Mensch in unserem Leben.
Mir fällt das auch oft noch schwer, deshalb nutze ich manchmal den Trick und frage mich „Was würde ich jetzt meiner besten Freundin raten?“
Und Me-Time muss nicht immer das stundenlange Schaumbad mit Kerzen sein, viel wichtiger sind kleine Inseln im Alltag: Eine gemütliche Tasse Kaffee oder Tee zum Start in den Tag und dabei reflektieren, wie es mir geht, bewusstes und langes Atmen, wenn es beim Arbeiten gerade sehr stressig wird oder uns regelmässig Zeit und Raum für unsere Gefühle nehmen.
Vor Kurzem hast du dein Buch - MitGefühl - Welche Botschaft des Buchs liegt dir besonders am Herzen?
Emotionen und Arbeit sind zwei Begriffe, die für die meisten Menschen immer noch nichts miteinander zu tun haben.
Dabei kann uns das Bewusstsein über die eigenen und die Emotionen anderer erfolgreicher und glücklicher machen. Dafür brauchen wir emotionale Intelligenz. Und im Gegensatz zum IQ können wir unseren EQ trainieren und so Resilienz entwickeln.
In der Beschreibung deines Buchs steht, dass uns Selbstmitgefühl erfolgreicher macht als Selbstdisziplin. Wie praktizierst du Selbstmitgefühl und war das schon immer so, oder musstest du es erst lernen?
Oh, das musste ich sehr lange lernen – und trotzdem verlerne ich es auch immer mal wieder.
Wir werden ja sehr früh an das Konzept Selbstdisziplin herangeführt, es wird oft glorifiziert, wenn Menschen besonders hart und streng mit uns selbst sind. Es gibt ja sogar die Redewendung „Den inneren Schweinehund überwinden“ – wie absurd, dass wir gegen etwas in uns selbst ankämpfen oder?
Die Wissenschaft zeigt dagegen sehr klar, dass wir mit Selbstmitgefühl sehr viel weiter kommen, als mit Selbstdisziplin. In Studien konnte zum Beispiel belegt werden, dass Studierende langfristig besser abschneiden und vor allem resilienter sind, wenn sie Selbstmitgefühl anwenden und dass wir auch leichter Ziele wie gesunde Ernährung oder mit dem Rauchen aufzuhören erreichen, wenn wir uns Ziele nicht mit „Ich muss…“, sondern mit „Ich will…“ setzen.
Selbstmitgefühl kann uns selbstbewusster und vor allem glücklicher machen als Selbstdisziplin. So können wir der inneren kritischen Stimme, die uns in unseren Gedanken oft laut und grob begleitet als innere Mentorin begegnen. Wir haben die Chance wirkliches SelbstBEWUSSTsein zu entwickeln und dadurch empathischer mit uns selbst, aber vor allem auch mit unseren Mitmenschen oder Kolleg*innen zu sein.
Welchen Ratschlag würdest du gerne den Frauen in unserer Community mitgeben?
Behandelt euch selbst als genau das, was ihr seid: Der wichtigste Mensch in eurem Leben!