Strong Voices Interview #20: Edith Saladin Bagda - Leiterin für Vertrieb und Marketing bei der ManpowerGroup
ÜBER EDITH:
"Wagen, Ausprobieren, sich Zeit für Entscheidungen nehmen, das Big Picture sehen. Mut zur Lücke im Lebenslauf." - Edith Saladin Bagda
UNSERE FRAGEN:
Was sind deine grössten Meilensteine und wieso?
Die Lernkurve ist am steilsten bei Neuanfang, am schnellsten lernt man Schwimmen, wenn man ins kalte Wasser springt. Meilensteine passieren daher natürlicherweise meistens, wenn man etwas komplett Neues startet. Für mich waren diese Steps mit Arbeits- und Lebenserfahrungen in Paris, Hamburg, New York, Bangkok, zurück nach Paris, Hong Kong und schlussendlich mit dem Umzug in die Schweiz verbunden. Dies bedeutete den Sprung aus der Agentur- und Konsumgüterwelt auf die Kundenseite, in den Bereich Luxus und schlussendlich nun in den Dienstleistungssektor. Wie lebt man in diesen Orten? Wie finde ich ein soziales Umfeld? Schlussendlich lernt man das «System Neuanfang» beruflich wie privat. Ich möchte auch den Meilenstein Mutterschaft nicht ausklammern – ich habe durch meine Rolle als Mutter viel als Manager lernen können.
Warum hast du so eine Leidenschaft für Marketing?
Ich habe schon als Kind und Jugendliche frenetisch Werbung geschaut. Zugegebener Weise hatten Werbeagenturen in den 1990ern und frühen 00er Jahren auch ein anderes Image als heute, Rock’n’Roll, 99cents… Werbung war präsenter, der Markt weniger fragmentiert. Vieles war erlaubt, Werbung war Kunst. Wer erinnert sich noch an die legendären Benetton-Plakatkampagnen oder diese von Zigaretten-Marken? Ich schwankte lange zwischen einem Beruf in der visuellen Gestaltung und Marketing, ich habe im Laufe der Zeit non-visuelle Kreativität zu schätzen gelernt. Meine Teams werden schmunzeln, wenn sie dies lesen – sie verfluchen mich für meine Obsession für Typographie und Graphik.
Was sind deine Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen und was ist dabei wichtig?
Verschiedene Kulturen erlebt zu haben, hat mir geholfen Situationen, Aussagen, Prozesse besser zu beobachten und differenzierter zu betrachten. Es lehrt Respekt und Empathie zu verstehen, wie eine kulturelle Grundhaltung Entscheidungen, Betrachtungs- und Arbeitsweise beeinflusst. Dies kommt zwischen Europa, Nordamerika und Asien wohl am stärksten zu tragen, diesen Spagat durfte ich in Hong Kong täglich praktizieren, zwischen Erwartungshaltungen der lokalen Teams und Managements zu vermitteln. Ich habe so viel Anekdoten aus der Zeit die ich viel geschäftlich in Bali war – der Vielgötter-Glaube beeinflusst die Arbeitswelt stark, dies nicht zu berücksichtigen ist kontraproduktiv. Ganz wichtig erachte ich Sprache in diesem Zusammenhang, Sprache ist ein Ausdruck von Haltung und gleichzeitig formt Sprache unsere Wahrnehmung. Schlussendlich muss man aber nicht zwischen Kontinenten hin- und herfliegen, um dieses kulturelle «Zuhören» anzuwenden – Kultur bedeutet auch eine Firmenkultur in die man neu eintaucht.
Was begeistert dich an Transformationen?
Der Reiz liegt darin etwas anzugehen, das zunächst ein wenig unmöglich erscheint. Nach ein bis zwei Jahren zurückzublicken und gemeinsam mit dem Team zu staunen wie weit man gemeinsam gekommen ist. Das Potential des Miteinanders zu entfesseln.
Was musstest du als Führungskraft lernen?
Selbstvertrauen – das erste Mal, dass ich ein Team übernahm, war ich keine 30 und sprach eine andere Sprache als meine Teammitglieder. Ich habe dies mit viel, harter Arbeit versucht zu kompensieren.
Aber auch Selbstvertrauen, dass man vor allem mit wachsenden Teams nicht derjenige ist, der sich überall am besten ist oder sich am besten auskennt. Das man Experten im Team hat und lediglich der Facilitator ist, diesen ein optimales Umfeld zu geben um sich zu wirken und sich zu entwickeln.
Das Wichtigste: ich lerne immer noch, immer wieder. Gerade aktuell, mussten und müssen immer noch erfahrene Manager lernen mit den Thema hybride Arbeitswelt umzugehen. In einer sich wandelnden Arbeitswelt, hat man den Status der «fertigen Führungskraft» nie erreicht, und dies wäre ja auch langweilig.
Hast du irgendwelche Tips um mehr Selbstbewusstsein in Meetings zu haben?
Vorbereitung ist die Mutter von Glück.
Aber ehrlich, nicht immer hat man die Zeit sich optimal vorzubereiten oder manchmal hilft auch nicht die längste Zeit der Welt um sich vorbereitet zu fühlen.
Daher: ein Meeting oder eine Präsentation als Austausch oder Dialog sehen. Fragen dürfen mit «ich weiss es nicht, aber das ist interessant und ich finde das gerne heraus» beantwortet werden.
Was macht einen guten Mentor aus?
Einer der kritisiert, der Mut & Fürsorglichkeit für echtes Feedback hat.
Eine letzte Frage: Welchen Rat hättest du dir vor 10 Jahren gegeben?
Wagen, Ausprobieren, sich Zeit für Entscheidungen nehmen, das Big Picture sehen. Mut zur Lücke im Lebenslauf.